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Die Zusammenarbeit der verschiedenen Fachdisziplinen Biologie (Faunistik, Molekulargenetik), Fischerei, Wasserwirtschaft, Naturschutz und des LSFV war sehr gut und für eine sinnvolle Begründung und Umsetzung der Maßnahmen unbedingt erforderlich. So konnte schon im Vorfeld eine Verfälschung des natürlichen Genpools durch Besatz mit nicht bodenständigen Wirtsfischen oder Muscheln (Erhalt der genetischen Biodiversität!) ebenso vermieden werden wie der Besatz mit ungeeigneten Wirtsfischen oder die Auswahl strukturell und funktional ungeeigneter Wiederbesiedlungsstrecken.
Praktische Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Alster–Bille-Pilotprojekt (Trächtigkeitsüberprüfungen, Wirtsfischidentifikation, genetische Validierung der Muschelpopulationen, Aufzucht, Auswahl von Wiederbesiedlungsstrecken) sollten in Maßnahmen zur Stützung weiterer schleswigholsteinischer Vorkommen einfließen.
Die Notwendigkeit eingehender Untersuchungen der potenziellen Wirtsfischfauna eines Unio-crassus-Bestandes (Vorkommen der Fischart während der Trächtigkeitsphase von Unio crassus, Glochidien-Infektionsgrad) ist die wichtigste Erkenntnis aus dieser 1. Projektphase. Es hat sich herausgestellt, dass gemeinhin als gute Wirtsfischarten geltende Arten wie Hasel, Döbel und Elritze in der Alster und Bille – wenigstens unter den gegenwärtigen Lebensraumbedingungen – nicht die geeigneten Fischarten zur Stützung der jeweiligen Muschelbestände sind. Stattdessen werden potenzielle Wiederbesiedlungsstrecken in beiden Gewässern mittlerweile routinemäßig mit von Unio crassus infizierten Dreistacheligen Stichlingen besetzt, und zwar aufgrund der weiten Verbreitung der Art, ihrer durchweg hohen Individuenzahlen über den Trächtigkeitszeitraum von Unio crassus und den durch unser Projekt nachgewiesen hohen Anteilen infizierter Stichlinge an rezenten Uniocrassus-Vorkommen. Aufgrund günstiger Rahmenbedingungen (Logistik, Renaturierungsmaßnahmen WRRL) an der Treene und Schwartau sollen vorrangig dort von 2013 bis 2015 gezielte Wiederbesiedlungsmaßnahmen auf fachlich fundierter Grundlage vorbereitet und durchgeführt werden. Wichtig ist die Einbindung der Fischereiverbände und Maßnahmenträger WRRL (z. B. Wasser- und Bodenverbände) vor Ort.

Fortschritte beim Bachmuschelprojekt


1) Erfassung potenzieller Wirtsfisch-Arten in Alster und Bille
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In den Außenanlagen des LSFV-Bruthauses in Aukrug-Homfeld wurde Hartwig Hahn (LSFV-Referent für Gewässer), der auch zukünftig für die Durchführung/Betreuung der Wirtsfisch-Infektionen zuständig sein wird, Einweisung von Hartwig Hahn in die Erkennung der Trächtigkeitvon Rainer Dettmer bezüglich Erkennung des Trächtigkeitszustandes der Muscheln und Identifizierung von Jungmuscheln und Glochidien eingearbeitet. Herr Hahn hältert seit Mitte 2011 inzwischen 39 Unio crassus-Weibchen, von denen seitdem kein einziges Tier gestorben ist. Dies spricht für die besondere Eignung und Qualität des verfügbaren Wassers im Hinblick auf Muschelhälterung und -zucht. Es handelt sich um Quellwasser, welches vor Beschickung der Muschelbehältnisse durch nicht genutzte, vegetationsreiche Teiche fließt. 3000 Dreistachlige Stichlinge aus dem Elbe-EZG konnten Hälterungshaus in Homfeldin zwei Jahren von Herrn Hahn bisher erfolgreich mit Glochidien von Unio crassus infiziert werden. Nach einer dreiwöchigen Hälterung der infizierten Stichlinge und wiederholter Kontrolle des Infektionserfolges wurden 1500 pro Jahr in der Alster an Stellen mit historisch belegtem, aber aktuell erloschenem Unio crassus-Vorkommen oberhalb von Gut Stegen ausgesetzt. Zusätzlich wurden infizierte Stichlinge in von Hartwig Hahn extra angefertigten Kontrollboxen mit zuvor eingebrachtem Sediment geeigneter mittlerer Korngrößen ebenfalls an diesen Stellen in der Alster ausgebracht. Zukünftige Kartierungen im betreffenden Alster-Abschnitt und Kontrollen der Sedimente in den Boxen müssen zeigen, ob eine Entwicklung von Jungmuscheln stattfindet.